Eine jährliche Umfrage hat ergeben, wie die Deutschen ihre Freizeit verbringen – und wie sie sie eigentlich gerne verbringen würden.
Insgesamt 95 Prozent der Deutschen sehen regelmäßig oder mindestens einmal pro Woche fern. Zwei von drei verfolgen täglich ein Fernsehprogramm.
Seit 30 Jahren ist das Einschalten der Glotze die Top-Beschäftigung der Deutschen, so eine am Mittwoch veröffentlichte Studie des Freizeit-Monitors. Dafür wurden im Juli 2.000 Deutsche befragt, wie sie ihre Freizeit verbringen – und wie sie sie eigentlich gerne verbringen würden.
Dabei variieren die Top-Aktivitäten je nach Bevölkerungsgruppe: Kinderlose Paare nannten Zeit miteinander zu verbringen als Top-Aktivität. Junge Erwachsene und Singles nannten das Fernsehen als fünftwichtigste Freizeitbeschäftigung, ein paar Plätze unter dem ersten Platz: die Nutzung des Internets.
Mehr Quantität, weniger Qualität
Insgesamt acht verschiedene Freizeitaktivitäten kommen laut der Umfrage täglich vor. Wöchentlich gehen die Menschen insgesamt 23 Aktivitäten nach, 1998 waren es noch 12. Das hat zur Folge, dass viele Aktivitäten gleichzeitig stattfinden – zum Beispiel das Surfen im Internet oder das Nähen mit Nähmaschine, während man fernsieht oder zu Abend isst.
Echte soziale Kontakte wie Besuche bei den Großeltern oder Treffen mit Freunden bleiben dagegen immer häufiger auf der Strecke, so die Ergebnisse der Studie. Auch der so genannte „Freizeitstress“ nehme in Deutschland zu, weil es immer mehr Möglichkeiten gebe und für jede einzelne weniger Zeit zur Verfügung stehe, sagte Ulrich Reinhardt, wissenschaftlicher Leiter der Studie.
Zudem gebe es eine wachsende Tendenz, andere über soziale Netzwerke über Freizeiterlebnisse zu informieren, so Reinhardt. Doch viele Deutsche sind nicht glücklich über die Rastlosigkeit und wünschen sich, mehr Zeit für sich und andere zu haben. Laut Reinhardt führt eine Zunahme der Aktivitäten nicht nur zu einer Abnahme der Qualität von Freundschaften und Unternehmungen, sondern auch zu einem sinkenden persönlichen Wohlbefinden.
Ist Freizeit tatsächlich freie Zeit?
Die Studie ergab auch, dass die Deutschen in ihrer Freizeit überwiegend mit Hausarbeiten oder zusätzlichen Arbeiten beschäftigt sind, allerdings mit einem großen Unterschied zwischen den Geschlechtern. Besonders ausgeprägt war dies bei der Hausarbeit (94 Prozent der Frauen gegenüber 57 Prozent der Männer) mindestens einmal pro Woche und beim Einkaufen (89 Prozent der Frauen gegenüber 70 Prozent der Männer).
Männer hingegen telefonierten häufiger mit der Arbeit (21 Prozent gegenüber 13 Prozent der Frauen), erledigten zusätzliche Arbeiten für ihren Job (15 Prozent gegenüber 11 Prozent) oder bildeten sich weiter (23 Prozent gegenüber 17 Prozent). Die Umfrageteilnehmer äußerten auch den Wunsch, Zeit für mehr Aktivitäten zu haben, wobei „spontan tun, was man will“ der Wunsch Nummer eins war (63 Prozent).
Die Teilnehmer wünschten sich auch mehr Zeit zum Ausschlafen (61 Prozent), für Wochenendtrips mit Übernachtung (55 Prozent), zum „Nichtstun“ (52 Prozent) und für Zeit mit dem Partner (46 Prozent).
„Je komplexer, geplanter und transparenter das Leben wird, desto mehr verspürt man das Bedürfnis nach den einfachen Dingen“, so Reinhardt. „Wie in der Kindheit möchte man die Freiheit haben, der eigenen Intuition zu folgen – egal, ob es der Wunsch ist, jemanden kennenzulernen, etwas zu unternehmen oder einfach nur zu chillen.“